Rathausbrücke, Tuttlingen
Die neue Rathausbrücke nimmt in ihrer Gestalt als Deckbrücke den Verlauf der Rathausgasse auf und verlängert diese bis an das andere Flussufer. Dort knüpft sie an den Donauradweg an und verbindet diesen mit der Tuttlinger Innenstadt. Mit der geforderten Breite von sechs Metern wird eine großzügige und begreifbare Verbindung geschaffen. Es wurde auf eine aufstrebende Konstruktion verzichtet. So bleibt der Blick frei auf die umgebenden stadträumlichen Bezüge und die wunderschöne Fluss- und Uferlandschaft, die Tuttlingens Innenstadt durchzieht und ihren unverwechselbaren Charakter ausmacht. Die Aufenthaltsqualität im Bereich des Donauparkes unter der Brücke wird durch eine feinfühlig gestaltete Untersicht aufgewertet. Darüber hinaus beschränkt sich der Entwurf zurückhaltend auf funktionale Qualitäten, eine innovative semiintegrale Tragwerkslösung, materialgerechte Detailgestaltung und robuste wartungsarme konstruktive Durchbildung.
Holz, Stahl und Beton. Im Dreiklang dieser Materialien entfaltet sich der skulpturale Brückenkorpus. Jedes Material wird materialgerecht eingesetzt. Beton bildet die Deckfläche im Verbund mit dem darunterliegenden Holzkörper. Der Beton wirkt als robuster Gehbelagsunterbau und schützt das Holz zuverlässig und dauerhaft vor Witterungseinflüssen. Ein Dünnschichtbelag als Versiegelung schützt den Beton und fungiert als Wartungsschicht.
Eine sorgfältige Konzeption der Materialschnittstellen zwischen Holz, Beton und Stahl bildet die Grundlage für ein dauerhaft robustes Tragwerk. Einfache und montagefreundliche Fügetechniken bilden die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Ausführung des innovativen semiintegralen Hybridtragwerkes.
Im witterungsgeschützten Raum oberhalb des Hochwasserstands HQextrem entfaltet sich der Träger als blockverleimter Brettschichtholzkörper. Zur konzentrierten Ableitung hoher Kräfte mit sehr schlanken Bauteilen werden die Unterbauten aus Stahl ausgeführt. Auch im Hochwasserfall steht damit eine robuste Lösung zur Verfügung.
Geländer-Elemente, deren Erscheinung auf ein Minimum reduziert ist, übertragen das Konzept des eleganten Schwungs spürbar auch beim Überschreiten der Brücke. Die Stützen sind als schlanke Bauteile aus aufgelösten Stahlblechen konzipiert und stellen zusammen mit dem gefächerten Träger eine formale Einheit dar, die ihrer Rolle als den Landschaftraum prägendes Element gerecht wird.
Bauherr: Stadt Tuttlingen
Planung und Realisierung: 2022-24
Wettbewerb 2019, 1. Preis
Kooperation: schlaich bergermann partner, Stuttgart